Lyrics of Die Homestory - Reinhard Mey

Die Homestory - Reinhard Mey
Song information On this page you can find the lyrics of the song Die Homestory, artist - Reinhard Mey. Album song Live '84, in the genre Поп
Date of issue: 31.12.2002
Record label: EMI Germany
Song language: Deutsch

Die Homestory

(original)
Ich hielt den Hörer noch in der Hand
Und als ich noch starr vor Schrecken stand
Wurde mir erst bewusst, ich hatte soeben
Mein Einverständnis für eine Homestory gegeben
Noch klangen unheilschwer die Worte in mir:
«Wir kommen dann am Dienstag, um viertel vor vier
Wir halten Sie auch gar nicht auf, nach anderthalb Stunden
Ist alles im Kasten, wir sind wieder verschwunden
Wir machen ein paar Fotos von Ihnen, und dann
Erzähl'n Sie mir, wie das alles begann.»
Der Dienstag kam, und um die Mittagszeit
Klingelte es, sie waren zu zweit
Eine Dame mit dem Blick des Löffeljournalisten
Ein Fotograf, beladen mit Koffern und Kisten
«Wir sind wohl etwas früh, bitte stör'n Sie sich nicht
Hm, da schnuppert hier ja ganz wie mein Lieblingsgericht
Ich setz' mich zu Ihnen, Sie können unterdessen
In aller Ruhe zu Ende essen.»
Ich fragte, ob sie auch was wollten, beide nahmen an
«Nun erzähl'n Sie mal, wie das alles begann.»
«Tja, das war so», sagte ich;
«Stopp mal» rief
Die Dame, «Herr Schlottke, na los das ist doch ein Motiv
Sie könnten schon mal das Licht auspacken.»
Herr Schlottke kaute noch auf beiden Backen
Begann Stativ und Lampen zu installier’n
Ohne dabei seinen Teller aus den Augen zu verlier’n
«Also, gut seh’n Sie nicht aus», sprach die Dame, «vielleicht schminken
Sie sich noch ein wenig, während wir Kaffee trinken
Und vielleicht zieh’n Sie sich auch ein bisschen netter an
Danach erzähl'n Sie mir, wie das alles begann.»
Als ich wiederkam, war der Cognac niedergemacht
Meine Frau hatte zum dritten Male Kaffee gebracht
Der Fotograf nicht faul, in der Rechten ein Stück Kuchen
Begann für's Licht eine zweite Steckdose zu suchen
Von der ersten, die er fand, zeugte nur ein schwarzes Loch
Aus dem es ungeheuer nach verbranntem Kabel roch
Und gleich danach schlug er behende
Für die Lampen ein paar Nägel in Türen und Wände
«Auf ein paar Löcher», sprach die Dame, «kommt's ja wohl nicht an
Und nun erzähl'n Sie doch mal, wie das alles begann.»
«Tja, also.», «Richtig» rief sie, «das sagten Sie schon!
Ach verzeih’n Sie, dürft' ich mal an Ihr Telefon?
Ich müsste schnell für morgen zwei Termine umbuchen
Vielleicht könnten Sie schon mal die Vorwahl von Madrid raussuchen.»
Im Wohnzimmer schrie der Fotograf
Der beim Nageln auf der Leiter seinen Zeigefinger traf
Im Fallen muss der den Vorhang noch ergriffen haben
Denn er lag am Boden, von Gardinen begraben
Die Dame sprach: «Ich ruf noch rasch zuhause an
Und dann erzähl'n Sie mir, wie das alles begann.»
Der Fotograf hatte sich außer Gefecht gesetzt
Und ich hoffte insgeheim: Vielleicht gehen Sie jetzt
Dabei hatt' ich nur den alten Grundsatz ganz vergessen:
Ein Journalist geht niemals vor dem Abendessen!
Und da saßen sie auch schon, die Serviette vor dem Bauch
«So ein Arbeitstag macht hungrig, ganz schön durstig macht er auch
Und wenn Sie zufällig an der Küche vorbeikommen
Ich hätt' gern noch etwas von der Vorspeise genommen
Und nach dem Nachtisch setzen wir uns rasch nach nebenan
Und Sie erzähl'n mir dann, wie das alles begann.»
Als die Dame aufstand, torkelte sie bereits leicht
Und hätte fast noch das Sofa erreicht
Zerbrach dabei jedoch eine antike Vase und lallte:
«Na, is' ja nich' so schlimm, war ja sowieso 'ne alte.»
Ein äußerst heft’ger Schluckauf begann sie zu quäl'n
Zwischendurch versuchte sie, von ihrer Kindheit zu erzähl'n
Der Fotograf war, wie erwartet, sinnlos betrunken
Im Sessel röchelnd in Tiefschlaf versunken
Die Dame sah mich mit glas’gen Walrossaugen an
Und rülpste: «Nu erzähl'n Sie mal, wie das alles begann.»
Ich stand auf und trug schon mal die Scherben hinaus
Löschte leis' den Zigarettenbrand im Sofakissen aus
Begann die Speisereste vom Teppich zu räumen
Rief ein Taxi und weckte meine zwei aus ihren Träumen
Die Redakteurin flüsterte, nach einem Blick zur Uhr:
«Genug getan für heute, blinder Eifer schadet nur
Die Story ist ja schon so gut wie fertig, keine Sorgen
Und Fotos kann ich mir auch aus dem Archiv besorgen.»
Vier Wochen später las ich in der Illustrierten dann
Völlig sprachlos, wie das alles begann
(translation)
I was still holding the receiver
And when I was still terrified
I just realized I just had
I gave my consent for a home story
The words still sounded ominous in me:
"We'll come on Tuesday at a quarter to four
We're not stopping you after an hour and a half
If everything is in the box, we're gone again
We'll take some pictures of you, and then
Tell me how it all started."
Tuesday came, and around noon
The doorbell rang, there were two of them
A lady with the look of a spoon journalist
A photographer laden with suitcases and boxes
"We're a bit early, please don't bother
Hm, it sniffs like my favorite dish here
I'll sit with you while you can
Finish your meal in peace."
I asked if they wanted something too, both accepted
"Now tell me how it all began."
"Well, that's how it was," I said;
"Stop!" shouted
The lady, «Herr Schlottke, come on, that's a motive
You could unpack the light."
Herr Schlottke was still chewing on both cheeks
Started installing the tripod and lamps
Without losing sight of his plate
"Well, you don't look good," said the lady, "maybe make-up
relax a little while we drink coffee
And maybe you'll dress a little nicer
Then tell me how it all began."
When I came back the cognac was gone
My wife had brought coffee for the third time
The photographer not lazy, in his right hand a piece of cake
Started looking for a second socket for the light
Only a black hole testified to the first to be found
From which it smelled tremendously of burnt cable
And right after that he struck nimbly
A few nails in doors and walls for the lamps
"A couple of holes," said the lady, "doesn't really matter
Now tell me how it all began."
«Well, then.», «Right» she exclaimed, «you already said that!
Oh, excuse me, may I answer your phone?
I would have to quickly rebook two appointments for tomorrow
Maybe you could find out the area code for Madrid."
In the living room, the photographer screamed
Who hit his index finger while nailing on the ladder
If he falls, he must still have grabbed the curtain
Because he was lying on the ground, buried by curtains
The lady said: «I'll call home quickly
And then tell me how it all began."
The photographer had put himself out of action
And I secretly hoped: maybe you'll go now
But I had completely forgotten the old principle:
A journalist never leaves before dinner!
And there they sat, the napkin in front of their stomachs
«Such a working day makes you hungry, it also makes you really thirsty
And if you happen to pass the kitchen
I would have liked to have had more of the appetizer
And after dessert we quickly sit next door
And then you tell me how it all began."
When the lady got up, she was already staggering slightly
And almost reached the sofa
However, an antique vase broke in the process and slurred:
"Well, it's not that bad, it was an old one anyway."
An extremely violent hiccup began to torment her
In between she tried to tell about her childhood
As expected, the photographer was dead drunk
In the armchair, rattling in deep sleep
The lady looked at me with glassy walrus eyes
And belched: "Now tell me how it all began."
I got up and took the shards out
Quietly extinguished the cigarette fire in the sofa cushion
Began to clear the leftovers from the carpet
Called a cab and woke my two from their dreams
The editor whispered after looking at the clock:
'Enough done for today, blind zeal only hurts
The story is almost done, don't worry
And I can also get photos from the archive.”
Four weeks later I read the magazine
Completely speechless how it all started
Translation rating: 5/5 | Votes: 1

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Artist lyrics: Reinhard Mey