Song information On this page you can find the lyrics of the song Ficus Benjamini, artist - Reinhard Mey. Album song Mairegen, in the genre Поп
Date of issue: 31.12.2009
Record label: Electrola, Universal Music
Song language: Deutsch
Ficus Benjamini(original) |
Der Ficus Benjamini an der schweren Eisentür |
Steht nicht aus freien Stücken dort, er kann ja nichts dafür |
Daß du hier in dem abgeranzten Keller warten mußt |
Freundlich erträgt er deinen Mißmut, teilt er deinen Frust |
Mit einem bleichen, gramgebeugten Radiologen |
Ist er in grauer Vorzeit mal hier eingezogen |
Es ist als stünde er schon immer dort, seit eh und je |
Der Ficus Benjamini an der Tür zum MRT |
Er ist die einz’ge Pflanze, die es in der Unterwelt |
Auf Dauer mit dem Kummer und all den Seufzern aushält |
Das ist kein Platz für zarte Gartenrosen |
Rosen vertragen keine harten Diagnosen! |
Das kann nur ein Gewächs, das alle Schattenseiten kennt |
Das tapfer ist und leidgeprüft und strahlungsresistent! |
Er kennt in dem tageslichtlosen Raum das Inventar |
Den Schirmständer, die Zeitschriften, den Tisch, das Formular |
Er kennt ihn, den Geruch der Angst, der an den Wänden klebt |
Er kennt das Schwert des Damokles, das über allem schwebt |
Er kennt die Qual der Ungewißheit und kennt die Befunde |
Vielleicht kennt er auch schon den Tag, vielleicht sogar die Stunde |
Er selber überlebt in ausgetrocknetem Substrat |
Savanne, auf die es seit Jahren nicht geregnet hat |
Nur ein paar Zigarettenkippen, hastig ausgedrückt |
Von traurigen Gelbfingern, sind das einz’ge, was ihn schmückt |
Eine nervös verbogne Büroklammer |
In seinem Untersatz legt Zeugnis ab von all dem Jammer |
Der ihn streift wie der Luftzug, wenn die Tür aufgeht, dann fällt |
Ein Blatt auf die speckige ADAC-Motorwelt |
Du fragst dich, warum man dich diesmal so lang warten läßt |
Zählst die verbliebnen Blätter in dem räudigen Geäst |
Und irgendwie erinnert dich die magere Gestalt |
Des Ficus Benjamini ganz entfernt an einen Wald |
Es riecht wen’ger nach Kiefer als nach Desinfektionsmittel |
Und dann tragen die Förster hier ausnahmslos weiße Kittel |
Und doch erinnert dich der kleine, mut’ge Baum daran |
Daß auch auf ausgedörrtem Boden Hoffnung wachsen kann |
Und mit seinem gerupften, demütigen Blätterkleid |
Vermag er dich zu trösten in dieser Trostlosigkeit: |
Du kommst hier wieder raus, wirst über dir den Himmel sehen |
Über raschelndes Laub auf einem Waldweg gehen |
Du wirst die Freiheit spürn, die Tür geht wieder auf vor dir — |
Der Ficus Benjamini aber bleibt für immer hier |
(translation) |
The Ficus Benjamini on the heavy iron door |
Doesn't stand there of his own free will, it's not his fault |
That you have to wait here in the ragged basement |
He endures your displeasure in a friendly manner, he shares your frustration |
With a pale, grief-stricken radiologist |
Did he move in here in the distant past |
It's like he's always been there, always |
The Ficus Benjamini at the door to the MRT |
He is the only plant that exists in the underworld |
Enduring with the heartache and all the sighs forever |
This is no place for delicate garden roses |
Roses don't take hard diagnoses! |
Only a plant that knows all the downsides can do that |
That is brave and long-suffering and radiation resistant! |
He recognizes the inventory in the dark room |
The umbrella stand, the magazines, the table, the form |
He knows it, the smell of fear that sticks to the walls |
He knows the sword of Damocles that hovers over everything |
He recognizes the torment of uncertainty and knows the findings |
Maybe he already knows the day, maybe even the hour |
It survives in dried out substrate |
Savannah where it hasn't rained for years |
Just a few cigarette butts, hastily squeezed out |
Of sad yellow fingers are the only things that adorn him |
A nervously bent paperclip |
In His Minus bears witness to all the misery |
That touches him like a draft, when the door opens, then falls |
A leaf on the greasy ADAC motor world |
You wonder why they keep you waiting so long this time |
Count the remaining leaves in the mangy branches |
And somehow the skinny figure reminds you |
The ficus benjamini far away from a forest |
It smells less of pine than of disinfectant |
And then the foresters wear white coats here without exception |
And yet the small, courageous tree reminds you of it |
That even on parched ground hope can grow |
And with his plucked, humble dress of leaves |
Can he comfort you in this desolation: |
You come out of here, you'll see the sky above you |
Walking over rustling leaves on a forest path |
You will feel the freedom, the door will open again in front of you - |
But the Ficus Benjamini stays here forever |