Lyrics of Langeweile - Hannes Wader

Langeweile - Hannes Wader
Song information On this page you can find the lyrics of the song Langeweile, artist - Hannes Wader. Album song 7 Lieder, in the genre Эстрада
Date of issue: 31.12.1971
Record label: Universal Music
Song language: Deutsch

Langeweile

(original)
Ich wachte morgens auf, es war ein Donnerstag gegen halb zehn
Frisch gewaschen, rasiert, gekämmt undsoweiter, bereit auf die Straße zu gehn
Sah ich noch schnell aus dem Fenster und da war mir eigentlich klar
Dass dieser Tag von vorn’herein schon total im Eimer war
Kein Regen, kein Schnee, keine Sonne, kein Wind
Alles grau, schwül und stickig, die Fensterscheiben staubblind
Eine Stadt, in der Alles stinkt, wo Alles spuckt und kracht und raucht
Eine Stadt, deren Namen man nicht zu kennen und die man nie gesehen zu haben
braucht
Langeweile
Ist ausgebrochen
In der Stadt
Kommt angekrochen
Und sie hat
Keine Eile
Ich beschloss dann doch gegenüber in den kleinen Laden zu geh’n
Um billig, aber gut, ein Tässchen Kaffee zu trinken im Steh’n
Ein Schaufenster mit Fernsehern drin liegt auch gleich nebenan
Wo man das Programm zwar sehr gut sehen, aber den Ton nicht hören kann
Ein Politiker auf dem Bildschirm sprach, klappte den Mund auf und zu
Der Mann neben mir verstand kein Wort und glotzte auf’s Bild wie 'ne Kuh
Ein and’rer bekam einen Lachkrampf, im Gesicht schon ganz rot und schweißnass
Ein Taubstummer, der dem Politiker jedes Wort von den Lippen las
Eine Straße weiter an der Haltestelle sah ich die Nachbarstochter steh’n
So um die vierzehn, aber sehr reif für ihr Alter und nicht gerade schön
Ich fragte: «Wie ist das wehrte Befinden, zu Hause alles gesund und froh?»
Sie meinte: «Ich soll nicht mit Ihnen sprechen, mein Vater will das so!»
Ich sagte: «Hör ruhig auf deinen Vater, das ist ein sehr kluger Mann
Ich bin ein Strolch, das hat er erkannt, keine Angst, dich fass ich nicht an!
Geh schön nach Hause zu deinen Papi, sag, ich hätte dich geschickt
Sag ihm, sobald er sich blicken lässt wird er von mir gef… ragt,
ob er nicht auch mal jung gewesen ist.»
Langeweile
Ist ausgebrochen
In der Stadt
Kommt angekrochen
Und sie hat
Keine Eile
Ich ging durch den Fußgängertunnel zum Konrad-Kennedy-Platz
Kam 'raus aus dem Tunnel und schon war ich wieder drin mit einem Satz
Plötzlich überall Leute, die rannten und weinten und schrien, ich weiß nicht
mehr was
Berittene Polizisten dazwischen mit Knüppeln und Tränengas
Von hinten gestoßen rannte ich auch, immer die Angst im Genick
Und rettete mich mit ein paar Ander’n in das Tor irgendeiner Fabrik
Wir ruhten uns aus, es war gerade kein Polizist in der Nähe, bloß
Kam jetzt der Pförtner aus seinem Kasten mit 'ner Krücke auf uns los
Dieser Pförtner, Kriegsinvalide, hatte nur noch einen Arm
Ein Bein, ein Auge, ein Ohr und einen Platikdarm
Und während ihm aus dem rechten Ärmel ein krummer Eisenhaken stand
Besaß er dafür auf der linken Seite sechs Finger an der Hand
Er brabbelte was von: «…verrecken, …vergasen», den ganzen Stuss
Die Scheiße, die sich unsereiner seit Jahren immer wieder anhören muss
Und während er noch tobte stand hinter ihm plötzlich ein Bulle, der den Knüppel
schwang
Der schlug zu, dass die silberne Schädelplatte als sie barst, wie die
Freiheitsglocke klang
Langeweile
Ist ausgebrochen
In der Stadt
Kommt angekrochen
Und sie hat
Keine Eile
Ich floh in den Stadtpark, setzte mich und wischte mir erstmal den Schweiß
Und da saß einer mit ner Gitarre und spielte: «Don't Think Twice»
Ein dicker Mann, der gutmütig wie ein satter Bernhardiner aussah
Hörte ihm zu und ich döste ein, weil hier alles so friedlich war
Ich träumte, dass ich Bob Dylan fragte, was er von meinen Liedern hält
Und obwohl er sich erst wand wie ein Aal, hätte er mir vielleicht was erzählt
Aber da war plötzlich der Parkwächter da und weckte mich ziemlich roh
Meine Frage wird wohl nie beantwortet werden — ist vielleicht auch besser so
Ich döste noch vor mich hin, hatte die Idee und dann
Wusste ich wie ich sämtliche Kriege auf der Stelle beenden kann
Und ich hätte auch alles getan, doch zu meiner Schande muss ich gesteh’n
Dass ich alles vergaß, weil ich Zahnschmerzen bekam und da helfen mir keine
Ideen
Ich rannte mit dem Kopf gegen einen Baum, halb wahnsinnig vor Schmerz
Ich besoff mich und betäubte den Zahn, mein Hirn, meine Seele, mein Herz
Schlich wieder weiter durch die Straßen, die Füße wurden mir schwer
Es war dunkel geworden, der Tag zu Ende, und ich wusste von gar nichts mehr
Langeweile
Ist ausgebrochen
In der Stadt
Kommt angekrochen
Und sie hat
Keine Eile
Ich tastete mich langsam an den Häuserwänden entlang
Und stand dann vor einer Art Puff mit Wein und Krawattenzwang
Ein Besoffener tauschte meine Zigaretten gegen seine Krawatte ein
Ich band sie um, bezahlte Eintritt und ging voller Erwartung rein
Die Strpteasetänzerin hüpfte über die Bühne wie ein Schrat
Und ich wunderte mich, dass sie dabei nicht auf ihren Busen trat
Und ich beschwerte mich und der Kellner meinte: «Dass sie schön ist behaupten
wir ja nicht
Dafür liegt ihr Intelligenzquotient bei hundertneunzig und darauf legt man
heute wieder viel mehr Gewicht!»
Ich kam nach Hause als draußen ein dreckiger, warmer Regen fiel
Wieder ein Tag kaputt, ohne Freude, ohne Sinn, ohne Ziel
Und bis alles so läuft, wie ich’s haben will werden sicher noch Jahre vergeh’n
Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, mal bessere Tage zu seh’n
Ich denke, ich werde irgendwann noch vernünftige Dinge tun
Zum Beispiel, meinen Samen auf die Spermenbank tragen ab nun
Und nicht sterben bis jedes Kind, das du auf der Straße siehst
Von meinem Blut und nach meinem Bilde angefertigt ist
Übrigens habe ich neulich noch eine Wahrsagerin befragt
Wie’s denn mit meinem Ende stünde und darauf hat sie gesagt
Ich dürfte als ur-uralter Greis, Haar und Bart eisgrau
In meiner Badewanne sterben, in den Armen einer schönen Frau
Langeweile
Ist ausgebrochen
In der Stadt
Kommt angekrochen
Und sie hat
Keine Eile
(translation)
I woke up in the morning, it was around nine thirty on a Thursday
Freshly washed, shaved, combed and so on, ready to hit the streets
I quickly looked out the window and it was actually clear to me
That this day was already totally in the bucket from the start
No rain, no snow, no sun, no wind
Everything is grey, sultry and stuffy, the window panes are blinded by dust
A city where everything stinks, where everything spits and cracks and smokes
A city whose name one does not know and which one has never seen
needs
boredom
has broken out
In the city
Come crawling
And she has
No rush
I then decided to go to the small shop opposite
Cheap but good to have a cup of coffee while standing
A shop window with televisions in it is also right next door
Where you can see the program very well but cannot hear the sound
A politician on the screen spoke, opened and closed his mouth
The man next to me didn't understand a word and stared at the picture like a cow
Another got a fit of laughter, his face was already red and sweaty
A deaf mute who read every word from the politician's lips
I saw the neighbor's daughter standing one street further at the bus stop
Around fourteen, but very mature for her age and not exactly pretty
I asked: "How is it feeling, everything healthy and happy at home?"
She said: "I shouldn't speak to you, my father wants it that way!"
I said: «Listen to your father, he is a very clever man
I'm a rascal, he recognized that, don't worry, I won't touch you!
Go home to your daddy, say I sent you
Tell him as soon as he shows up, I'll ask him...
whether he wasn't once young."
boredom
has broken out
In the city
Come crawling
And she has
No rush
I walked through the pedestrian tunnel to Konrad-Kennedy-Platz
Came out of the tunnel and I was back in with one leap
Suddenly there were people everywhere running and crying and screaming, I don't know
more what
Mounted police officers between them with clubs and tear gas
I also ran, being pushed from behind, always with fear on my neck
And rescued me with a few others into the gate of some factory
We rested, there weren't any police officers around at the moment, just
The gatekeeper came at us out of his box with a crutch
This porter, a war invalid, only had one arm
A leg, an eye, an ear and a plastic gut
And while a crooked iron hook stuck out of his right sleeve
He had six fingers on the left side of his hand
He babbled something about: "... die, ... gas", all that nonsense
The shit we've had to listen to over and over again for years
And while he was still raging, a bull suddenly stood behind him, wielding the club
swung
He slammed the silver skull plate as she burst, like that
liberty bell rang
boredom
has broken out
In the city
Come crawling
And she has
No rush
I fled to the city park, sat down and wiped my sweat first
And there sat someone with a guitar and played: "Don't Think Twice"
A fat man who looked as good-natured as a well-fed St. Bernard
Listened to him and I dozed off because everything was so peaceful here
I dreamed that I asked Bob Dylan what he thought of my songs
And although he squirmed like an eel at first, he might have told me something
But then suddenly the parking attendant was there and woke me up pretty rudely
My question will probably never be answered — maybe it's better that way
I dozed off, had the idea and then
I knew how to end all wars on the spot
And I would have done anything, but to my shame I have to admit
That I forgot everything because I got a toothache and nobody helps me
ideas
I banged my head against a tree, half mad with pain
I got drunk and numbed my tooth, my brain, my soul, my heart
Crept further through the streets, my feet got heavy
It had grown dark, the day was over, and I knew nothing more
boredom
has broken out
In the city
Come crawling
And she has
No rush
I slowly felt my way along the walls of the houses
And then stood in front of a kind of whorehouse with wine and a tie
A drunk traded my cigarettes for his tie
I tied them on, paid admission and went in full of anticipation
The string tease dancer hopped across the stage like a schrat
And I was amazed that she didn't step on her bosom while doing it
And I complained and the waiter was like, "Claim that she's beautiful
we don't
Her intelligence quotient is one hundred and ninety and that's what you put on it
much more weight again today!»
I came home when a dirty, warm rain was falling outside
Another day broken, without joy, without meaning, without a goal
And it will definitely be years before everything goes the way I want it to
But I'm not giving up hope of seeing better days
I think I'll do sensible things at some point
For example, carry my semen to the sperm bank now
And don't die 'til every kid you see on the street
Is made of my blood and in my image
By the way, I recently asked a fortune teller
What about my end and then she said
I should be an ancient old man, hair and beard ice-grey
Dying in my bathtub in the arms of a beautiful woman
boredom
has broken out
In the city
Come crawling
And she has
No rush
Translation rating: 5/5 | Votes: 1

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Artist lyrics: Hannes Wader