| Wie weit entfernt wir doch geblieben sind von dem
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| Was wir eigentlich ausdrücken wollten
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| Was wir greifen wollten, lies sich doch nie ganz beweisen
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| Nur weniges konnten wir aussagen. |
| Noch weniger festmachen
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| Doch es bleibt in uns, schreit in uns und lebt weiter in euch
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| Die ihr immer noch da draußen seid
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| In euch, die ihr versucht es weiterzugeben
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| Und vielleicht etwas davon einmal zurückbringen werdet
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| Es gibt unserem Leben auch jetzt noch die Schwere
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| In der wir einander erkennen
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| Wir dürfen nicht brechen mit jenen
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| Die vor uns, für uns gelebt und gewirkt haben
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| Nur indem man die Vorausgegangenen würdigt
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| Würdigt man die, die nach uns kommen mögen
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| Nun, da diese Nacht vielleicht bald zuende geht
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| Mit Augen voller Feuer
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| Bleibt uns nur weiterzuführen, was von den Toten begonnen wurde
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| Wir haben die Aufgabe, gegenseitig
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| Einer aus dem anderen, einen Menschen zu machen
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| Können wir denn anders?
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| Wer so oft verraten, besiegt, vergessen, begraben wurde
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| Und auferstanden ist, um in sonderbarem Feuer zu verglühen
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| Wir können die Essenz dieser Jahrhunderte nur begreifen
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| Indem wir ihrer geheimen Tragödie auf den Grund gehen
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| Das, was wir nun versuchen in die Gegenwart zu tragen
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| Dieser Versuch dem Fragmentarischen Vollkommenheit zu verleihen
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| Gilt einer Schönheit, die nur im Dunklen blüht
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| Wir wollen keine Macht übernehmen, keine neuen Bronzen gießen
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| Keine Verträge abschließen, keine Schlichtungsverhandlungen führen
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| Keine Gesetze erlassen, keine Friedenspflichten vereinbaren
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| Dies ist nicht die Geschichte einer Versteinerung
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| Wir gedenken mit stummem Stolz der Beherrschtheit
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| Und der Selbstüberwindung unserer Kameraden und Weggefährten
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| Beschämend angesichts solchen Mutes, was wir den Eltern abgetrotzt
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| Und ihr, gedenkt unser mit Nachsicht, vergesst uns nicht
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| Und nicht, dass wir Opfer brachten auf halbem Weg zwischen Nacht und Morgen
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| Nicht, welche Lieder wir sangen, nicht unseren Schwur
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| Nicht, welchen Himmel wir wählten, unter ihm zu leben. |
| Nichts von dem
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| Was auch immer man uns zurecht legt, beraubt uns der Entscheidung
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| Sind wir denn nicht schon lange genug krumm geschossen und buckelig regiert
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| worden?
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| Das «Woher» hat man uns verschleiert oder genommen. |
| Oder wir gaben es gar
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| freiwillig her
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| Das «Wohin» bleibt unbekannt
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| Jetzt, da das Wissen so mit Träumen vermengt bleibt
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| Sind wir nur sehnsüchtig nach einer Hingabe, zu der wir gar nicht mehr imstande
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| sind?
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| Unsere erste und letzte Regung bleibt immer die der Solidarität
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| Was kann uns jetzt noch trennen, spalten, aufhalten?
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| Denn während wir mit allen Kontinenten verbunden sind
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| Sind die, mehr denn je, in sich zerrissen
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| Einander Halt geben im Haltlosen
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| Uns an dieses Werk zu verschenken: Dies soll uns Aufgabe sein
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| Ihr begreift mich als nobel, aber nicht umsetzbar
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| Doch nichts konnte mich je wirklich widerlegen
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| Und auch hier und heute lässt sich ein Stück von mir in die Tat umsetzen
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| Aber ich kann mich nur im Wandel erhalten
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| Denn ich bin keine Tochter der Ordnung, sondern des Meeres
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| Und so lange bleibe ich noch in Papier eingewickelt, im Garten vergraben
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| Mit unauffälligen Etiketten beklebt, in Sofalehnen und Kleidern eingehängt
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| In Dielen versteckt
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| Von mir bleiben ein paar Erzählungen und halbvergessene Träume
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| Es bleibt die Schwermut eines unvollendeten Liedes
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| Es bleiben ein paar Steine mit dürren Daten |